Schloss Esterházy

Grafische Version

Das Kronjuwel – der Prunksaal

„Durch die oben beschriebene Haupttreppe erreichen wir einen Vordergrund. Der ist weiß, stark vergoldet, und es gibt ähnliche [ähnlich wie auf der Ziertreppe] Kandelaber an den Wänden. Von da betreten wir in den Prunksaal, der ist ebensolche weiß, und mit verschiedenen Waffen und bewaffneten Kindern verziert. An der Decke hat man eine sehr schön gemalte Lehrfabel abgebildet. Von hier hängen fünf große Lüster, die, wie die zwölf Kandelaber an der Wand, sehr schön verarbeitet wurde. In den vier Ecken sind die lebensgroße Stauten der Jahreszeiten, in weiß und gold, auf rot marmorierten Sockeln, mit vergoldeten Anhängern. Es gibt sechs große Wandspiegel an der Wand, unter zwei von ihnen finden wir Kamine aus rosa Marmor, auf denen stehen vier große und kleinere Chalzedonvasen und zwei prächtige steinmusierte Uhren, daneben stehen vier girlandenförmigen Kerzenleuchter. Unter den zusätzlichen Wandspiegeln finden wir Tische aus rosa Marmor,  jede mit einer zwei Fuß hohen Vasen, neben die Vasen sind zwei Porzellanurnen. Hier hängen auch vier wunderschöne Bilder in einem sehr teuren Rahmen. Diese zeigen mythologische Geschichten. Die Stühle und die Sofas waren mit reich vergoldetem rotem Damast zugezogen. Der Balkon und die Promenaden des Unterhaltungswaldes bieten einen bezaubernden Blick auf den Garten.”
Beschreibung des Hochfürstlichen Schlosses Esterháß im Königreiche Ungern. Anton Löwe, Pressburg, 1784. 26–27.

Das deutschsprachige Reisebuch im Auftrag von Fürst Nikolaus Esterházy „der Prachtliebende”, die Beschreibung vorführt mit den zitierten Zeilen den Prunksaal mit seinem Vordergrund des Schlosses in Eszterháza, heute in Fertőd. Die Diskussion über den prächtigsten Saal des Schlosses ist prägnant, und ungenau. Das Deckenfresko zeigt keine Lehrgeschichte, sondern den griechische und römische Sonnengot, Apollo. Er überquert den Himmel mit seinem Streitwagen. Wir wissen nicht, was die Ursache für die Ungenauigkeit ist, aber wir wissen, daß der Fürst hier mit den besten wiener Meistern zusammengearbeitet hat.

Der Prunksaal wurde in 1767, sein Vorgrund um 1768 fertiggestellt. Das Deckengemälde hat Josef Ignaz Mildofer, Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, gemalt, sowie das Kuppelfresko der Schlosskapelle vor drei Jahre. In dem Prunksaal können wir das gut sehen, daß seine Gestaltung und seine Einrichtung Vermögen verbrauchtet. Einige Teilsummen der Kosten blieben bestehen, so kennen wir auch die Höhe von Mildorfers Gehalt: für die Arbeit erhielt er 500 Rheinische Gulden.

 

 

Es ist wahr, dass er die Gehilfen auch bezahlen und das Material kaufen musste, doch vielleicht können wir dann die Menge abschätzen, wenn  wir uns erinnern, was wir in einem früheren Posten besprochen haben: das Jahresgehalt von Joseph Haydn dem Kapellermeister des fürstliches Orchesters, war zusätzlich zu Sachsleistungen (tägliche Mahlzeiten, Wein, Brennholz usw.) 400 Rheinische Gulden Bargeld. Das können wir uns mit dem Preis einiger Konsumgüter vergleichen: Der Preis von 1 Pfund (0,56 kg) Seife war 39 Kreuzer, 1 Pfund Zucker kostete 29 Kreuzer, der Preis von einer lebende Henne war 6 Kreuzer, ein lebendes Rind kostete 60–80 Rheinische Gulden, 1  Nautischer Faden (6,8 m3) Holz kostete 3 Rheinische Gulden 40 Kreuzer. (1 Rheinische Gulden wert 60  Kreuzer.)

Der Fürst hat nicht nur Mildorfer ehrbar bezahlt. Die Skulpturen, die die Jahreszeiten in den vier Ecken des Raumes darstellen wurden von dem Wiener Akademischen Bildhauer Josef Ressler für 300 Rheinische Gulden geschaffen. Der Fürst mochte diese Schaffungen so, daß er dem Meister einen besonderen Belohnung von 50 Rheinische Gulden gab. Diese Statuen erinnerten die Besucher an den Kreislauf von der Zeit, und sie konnten daran hinweisen, daß der Reichtum von Esterházy aus dem Feld stammt, denn die landwirschaftlichen Agrarproduktion folgt den Wechsel der Jahreszeiten. Die Stuckdekorationen an der Kereuzung von Wänden und Decke spielten ebenfalls auf den Besitzer an: die Waffen erinnerten an die hervorragende militärische Karriere von dem Fürst. Für diese Dekorationen war Johann Michael Reiff für 3100 Rheinische Gulden verantwortlich, und die Vergoldung war die Arbeit von Bonaventura Corvetta.

Wir kennen aber andere Meister auch. Die Kamine wurden in die Werkstatt von Langwieder aus Salzburger Marmor hergestellt. Georg Stollenberger, der wiener Tischler hat Türstöcke und Konsoletische für 543 Rheinische Gulden hergestellt. Leopold Wolff, der Spiegelhersteller im Hof, lieferte die Spiegel für 8952 Rheinische Gulden. Die Tür- und Fensterrahmen wurden wahrscheinlich von Christoph Schönlaub für 390 Rheinische Gulden hergestellt. Josef Palmer lieferte die fünf Lüster für 2000 Rheinische Gulden aus Tschechien.

An der Ost- und Westwand hängten ursprünglich Ölgemälde von Wolfgang Köpp in den vier Bilderrahmen. Stollenberger der Schreinermeister erhielt für die Rahmen 219 Rheinische Gulden und 45 Kreuzer. Die Bilder zeigten einige Szenen aus der griechischen Mythologie: die Entführung von Europa, Venus und Adonis, die badende Venus, und Apollo und Daphne. Diese Bilder wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört, und der Prunksaal ist verfallen. In den frühen 1950er Jahren wurden Erzeugnisse darin gelagert. Die Renovierung des Schlosses begann erts in 1957. Aber in diesem Zeit wurde der Saal nicht genau restauriert. Die komplette Rekonstruktion fand in 2010-2011 fand. Das Deckenfresko von Apollo wurde zuletzt 2006 restauriert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausrüstung auch getragen. Zeitgenössische Beschreibungen und Archivfotos bezeugen, daß in dem Saal ursprünglich acht Sessel, acht Hockel und vier Sofas gestanden sind. Diese luxus Möbelstücken gehörten zu einer Garnitur. In 2014 konnten wir sechs Sessel und Sechs Hockel aus dieser Garnitur zurückkaufen. Die Möbelstücke erschienen im Ausland. Diese Ganitur wird durch Kopien von zwei Sesseln und zwei Hockern ergänzt, sie befinden sich in Privatbesitz und kann als Erlag im Schloss angesehen werden.

 

Literatur:

Beschreibung des Hochfürstlichen Schlosses Esterháß im Königreiche Ungern. Anton Löwe, Pressburg, 1784

Ferenc Dávid: Eszterháza belső terei. Ars Hungarica, XXVIII. évf. (2000) 1. sz. 73–95.

Erzsébet Vadászi: Magyar Versália. Műemlékek Állami Gondnoksága. Budapest, 2007

Fotos:

1. Foto: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie.

2. Foto: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, Apollo-Fresko. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie.

3. Foto: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, die Statue des Winters. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie.

4. Foto: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, die Statue des Sommers. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie.

5. Foto: Károly Diebold: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, um 1940. Diebold Album. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie, 97-2016.

6. Foto: Károly Diebold: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, um 1940. An der Wand hängen Gemälde der Badenden Venus, Apollo und Daphne. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie, 97-2016.

7. Foto: Károly Diebold: Der Prunksaal des Schlosses Esterházy in Fertőd, um 1940. Ein Kamin mit der originale Feuerzange,mit einer Uhr aus dem 18 .Jahrhundert und mit japanischen Porzellane.  Diebold Album. Das Eszterháza Zentrum für Kultur, Forschung und Festivals Gemeinnützig GmbH.  Fotogalerie, 97-2016.

 
 

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