Anfänge
„Was sich der Kaiser leisten kann, kann ich mir auch!”-in dem Sinne wurde das größte und prunkvollste Barock-Rokoko-Schloss des Landes auf dem - an dichten Schilfgürtel und Wildtieren reichen - Sumpfgebiet des Neusiedlersees erbaut. Als Erster, Graph Joseph Esterházy ließ Bauarbeiten auf dem riesigen Landgut durchführen: er beauftragte einen Wiener Architekten, ein Jagdschloss mit 22 Zimmern zu erbauen (1720).
„Das Ungarische Versailles” – Prunk zur Zeit des Bauherren, Nikolaus dem „Prachtliebenden”
Das Schlossensemble erlebte seine Blütezeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit des Bauherrn, Nikolaus I. Esterházy (Er war zweitgeborener Sohn von Joseph).
Die Umbau- und Erweiterungsarbeiten des Jagdschlosses sind Nikolaus I. zu verdanken, der ließ auch den Park neu anlegen. Die Bauarbeiten hörten nie auf, der Majoratsherr ließ ständig weiterbauen, bis zu seinem Tode 1790.
Seine Residenz konkurrierte mit den europäischen Herrscherhöfen. Die Gebäude, die Einrichtung, die Kunstschätze, die Bibliothek, die Theater (Marionetten- und Opern-), der Garten und der Wald sind je ein Stückchen des vom Fürsten gestalteten Bildes. Esterházy, der Politiker und Staatsmann, erschien durch dieses Bild vor den Zeitgenossen als gebildeter Großherr, freigiebiger Mäzen, Kunstkenner und Künstler. Sein zur Wirklichkeit gewordener Wille spiegelt sich auch in seinem von den Zeitgenossen gebrauchten Beinamen wider: Nikolaus „der Prachtliebende“.
Bei seinen alltäglichen „Festins“(Vergnügungen) in seinem Barock- und Rokoko-Schloss sind alle bedeutenden Vertreter der Epoche erschienen, wie zum Beispiel: Maria Theresia (1773) und einige Familienmitglieder der Königin (Ungarns) oder Paul Petrovich Romanov, der spätere russischer Zar (Paul I.). Der Hofkapellmeister des Fürsten Esterházy war Joseph Haydn, im Opernhaus und Marionettentheater von Eszterháza erklangen erstmals die unsterblichen Werke des Vaters des Wiener Klassizismus. Die Parkanlage ist ein Musterstück der ungarischen Gartenkunst. Neben der luxuriösen hochherrschaftlichen Hofhaltung hatte Nikolaus als Befehlshaber und Kapitän der Ungarischen Königlichen Adeligen Leibgarde eine Militärakademie in Eszterháza (seit 1950 heißt es Fertőd), wo die jungen Adeligen nicht nur strategische Kampfweise, sondern auch Fremdsprachen, Musik, Architektur und Literatur von Haydn, Melchior Hefele und Georg Bessenyei erlernten.
Verfall
Aber dieser Prunk ist am Ende des 18. Jahhunderts zerfallen. Mit dem Tod des Schöpfers (1790) verlor sich das Feenreich des Fürsten im Nebel der Vergangenheit. Haydn, die Musiker und die Theatertruppe verließen das Schloss, auf der Bühne der Oper erloschen die Lichter. Der Nachfolger Nikolaus II - der Begründer der ruhmvollen Esterházy-Galerie- verlegte seinen Sitz nach Eisenstadt.
In den folgenden ca. 100 Jahren begann alles zu verfallen. Die Parks verwilderten, ein Teil der Gebäude ist abgebrannt und andere wurden für wirtschaftliche Zwecke genutzt.
Die zweite Glanzzeit des Schlosses
Nikolaus IV. und seine Frau, geb. Gräfin Margarethe Cziráky erwählten wieder Eszterháza zu ihrer Residenz. Das Fürstenpaar begann das Schloss und den Park zu revitalisieren. Der bildschönen jungen Fürstin lag es besonders am Herzen, Eszterháza wieder zu beleben, selbst um den Preis der Aufopferung ihrer Mitgift. Nach einer umfassenden Renovierung erlebte Eszterháza -um die Wende des 19 – 20. Jahrhunderts- wieder eine Blütezeit, kehrte das Leben – selbst, wenn nur kaum mehr als für ein Jahrzehnt – in die Mauern des verlassenen Schlosses zurück.
Nikolaus IV. -begeistert an Botanik- ließ einen Teil der Parkanlage -der neuesten Gartenmode entsprechend- durch eine aufwändige Verwandlung zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten. Der ehemalige französische Park erhielt teilweise neue Pflanzungen, an der Stelle des zugrunde gegangenen Opernhauses wurde ein Rosengarten angelegt.
Die Geschichte des Schlosses im 20. Jahrhundert
Die Familie benutzte bis dem II. Weltkrieg das Schloss von Eszterháza. In den verwirrten Zeiten des
Krieges wurden alle transportablen Einrichtungsgegenstände und sonstiger Hausrat ausgeräumt und verwertet. Es wurden sogar Bodenbeläge abgetragen oder verheizt. Die sowjetische Rote Armee stationierte einer Weile da, es wurde sogar ein Militärspital im Schlossgebäude einquartiert. Später wurden die beschädigten Räumlichkeiten ihrem Schicksal überlassen oder zu Lagerraum für Getreide vorgerichtet, die schönsten Räume wurden als Kornmagazin oder Abstellräume benutzt. Nach dem 2. Weltkrieg während der kommunistischen Diktatur (Volksrepublik) wurden in Ungarn sowohl die Immobilien als auch die Kunstsammlungen und sonstige Güter ohne Ersatz verstaatlicht.
Im östlichen Flügel wurde ein Landwirtschaftliches Forschungsinstitut für Pflanzenzucht untergebracht, im westlichen Flügel eine Fachmittelschule für Gartenbau von Aladár Porpáczy (vom früheren fürstlichen Obergärtner) gegründet. Der Professor war der Direktor beider Institutionen. In der zweiten Hälfte der 50er Jahren hat man die Traktoren, Getreidesäcke aus den Räumlichkeiten entfernt und mit den Restaurations- und Sanierungsarbeiten begonnen. Als dessen Ergebnis und Mitwirken vom Direktor Porpáczy wurde im Jahre 1959 – zum 150. Todesjubiläum von Joseph Haydn – ein Museum im Mitteltracht mit zeitgemäßen Möbeln eröffnet. Mit der Sanierung hat man zwar 1957 begonnen, aber die Renovierung dauert immer noch. 2014 wurde das Eszterháza Zentrum gegründet, das Esterházy-Schloss ist dessen Hauptattraktion. Das Zentrum bewegt alle Mittel für die Wiederherstellung des einstigen Prunks der Schlossanlage, damit das neugeschaffene barocke Feenreich wieder die Besucher verzaubern kann.
Schlosspark
Der zentralgestaltete französische Garten mit einer Ausdehnung von etwa 300 Hektar wurde unter Nikolaus den „Prachtliebenden“ angelegt. Im Park gab es Statuen, Springbrunnen, 2 Kaskaden, Orangenbäume und etwa 60.000 Blumen. Im Lés-Wald wurden mehrere Springbrunnen, eine Ermitage, ein Chinesisches Lusthaus (sg. Bagatelle) sowie nach mythologischen Göttern benannten Tempeln (Diana, Venus, Fortuna und Neptun) gebaut. All dies samt Opernhaus und Marionettentheater (in der Nähe des Hauptgebäudes) dienten zum mehrtägigen Amüsieren der hochrangigen Gäste.